Montag, 1. Januar 2018

Lieber Sylvester als Silvester

Ein neues Jahr hat begonnen. Das alte Jahr war gut - jedenfalls in den Belangen, die mich direkt angehen, von der Situation der Welt insgesamt will ich jetzt mal lieber schweigen. Der Abschluss des Jahres war für mich spitzenmäßig! 

Zum wiederholten Male habe ich mir Silvester oder vielmehr das Getue darum am Arsch vorbeigehen lassen. Während andere mal wieder mit Schall und Rauch ins neue Jahr gestartet sind und heute vermutlich obendrein einen kleinen bis großen Kater pflegen, habe ich auf all das Gerede von der Party des Jahres gepfiffen und die Füße hochgelegt. Statt Silvester zu feiern, könnte ich ebenso einen Film mit Sylvester Stallone schauen - knallt auch, macht ebenso keinen Sinn und ist ebenfalls vollkommen überbewertet (Oscarnominierungen? Nicht im Ernst!?).

Nüchtz machen am Silvesterabend? Wird wohl meine same procedure as every year.
Partypartypartyiiiiiieeeeeeh zu Silvester? Lieber schlitze ich mir die Pulsadern mit einem Zahnstocher auf, den ich gerade aus einem Käsehäppchen gepullt habe, das sich am Rande schon nach oben wellt. Kleines Schwarzes? Klar, in Form einer übergroßen schwarzen Jogginghose. Schlacht am Buffet? Selbstgekochtes und der Mann neben mir isst eh nie so viel wie ich, dreimal Nachschlag nehmen ist sowas von geritzt (und dummes Gerede hinsichtlich meiner Figur kann mir getrost gestohlen bleiben*). Tanzen zu Songs von Helene Fischer? Kein Kommentar, blöde Frage. Couch und dann um zehn ins Bett? Aber bitte, jahaaaa!

Seien wir doch mal ehrlich... fasst man den Vorsatz eine Waaaaahnsinnsparty zu feiern, so kann das aufgrund der hohen Erwartungen eigentlich nur in die Hose gehen. Und das tun sich viele Menschen alljährlich an? Dabei gibt es in der Regel 364 andere Tage, um die Party des Jahres zu feiern. Warum sollte es ausgerechnet dieser eine sein? 

Die besten Feiern habe ich spontan erlebt, sie kamen ohne jede Ansage und haben sich so ergeben. Ich habe vollkommen ungeplant mit einem Freund eine Flasche Whisky geleert und bin mit seiner Frau wie wild zu "Schwule Mädchen" von Fettes Brot durch die Bude gehopst. Das war geil. Es war an irgendeinem Tag X, ich weiß es nicht mehr genau (Stichwort Whisky, anfangs war die Flasche noch voll). Ich habe in der Folge den Spruch "Ab drei is ne Party" geprägt. Das war besser als jedes Silvester.

Ich halte auch nichts von Vorsätzen. Jedenfalls nichts von den Klassikern, die jetzt wieder viele - am liebsten mit Bleistift, mindestens mental - auf ihre Listen setzen. Sie fassen Vorsätze wie Abnehmen, mehr oder überhaupt Sport machen, Alkohol und Rauchen sein lassen usw. Im Fernsehen und Radio dudeln schon die Werbeversprechen für all jene, die (alles) auch dieses Jahr mal wieder viel besser machen wollen als letztes - es werden Abnehm-, Raucherentwöhnungs- und Fitnesssteigerungsversprechen gegeben. Kann mir auch alles am Arsch vorbeigehen. 

Frei vom Willen, ein paar Sachen besser zu machen bin ich natürlich auch nicht. Nur will ich nicht permanent meinen Körper, meine Ernährung, meinen Bewegungsdrang, meinen Kontostand oder oder oder optimieren. Etwas verbessern kann man ja immer. Ich könnte zum Beispiel weniger Plastemüll verursachen. Ich könnte weniger Geld für Bücher ausgeben und mehr in die Bibliothek gehen. Ich könnte mehr Bio-Produkte konsumieren. Ich könnte härter daran arbeiten, den Planeten gesünder zu machen. Ich könnte viel.** Meistens fällt mir sowas an irgendeinem anderen der 365 Tage ein und meistens richte ich mich dann danach - wenn ich Bock drauf habe. Wenn nicht, auch egal. Denn im Grunde muss ich einen Scheiß!

In diesem Sinne: Einen guten Start in viele neue Tage!

* Wenn mir nochmal jemand sagt, ich würde immer dünner, dann fresse ich ihn auf.
** Ich könnte es auch lassen.