Samstag, 17. Februar 2018

Freundlichkeit siegt

Schöner Tag. Die Vögel zwitschern schon. Die Sonne schafft es immer wieder durch die Wolkendecke und wärmt. Ich habe in aller Ruhe Tee getrunken. Nachher könnte ich noch eine Runde Yoga machen, ich habe neue Sequenzen für Yin-Yoga gelernt. Erstmal breche ich auf zu einem Spaziergang.

Ich muss eine Straße überqueren. Sie ist gut und weit einsehbar. Als ich an die Ampelanlage komme, stelle ich fest: Ein Auto ist, von rechts kommend, so weit entfernt, dass ich schon lange über die Straße wäre, bevor die Ampel überhaupt umschalten würde. Ein Radfahrer, ebenfalls von rechts kommend, wäre hingegen schon durch, bevor ich überhaupt auf der Gegenseite ankäme. Von links kommt nichts. Es ist kein Kind in Sicht, dessen Erziehung ich torpedieren könnte. Ich bin nicht so stolz drauf, aber ich beschließe bei Rot zu gehen.

Meine Berechnungen stimmen. Das Auto ist nach wie vor noch weit weg. Und der Radfahrer ist schon durch, als ich die Mitte der Fahrbahn erreicht habe. Aber auch der hat Augenwinkel. Und scheint mit meinem Beschluss nicht zufrieden. Er fährt verlangsamt weiter, dreht sich leicht um. "Es ist Rot, du blöde Schnallenfotze", ruft der Mann.

Schnallenfotze. Oha. 

Da ich Komposita sehr schätze, beschließe ich, auch etwas zu entgegnen. Immerhin sollte dieser Ficker begreifen, dass ich, verfluchte Scheiße nochmal, echt im Einklang mit mir selbst bin.

"Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende", rufe ich. Der Mann verlangsamt seine Fahrt immer weiter, dreht sich weiter um, gerät ins Schlenkern und plumpst vom Rad auf den Hosenboden.

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